Kapitel 35 – Köstliches Essen und ein Boot

(Norwen)

Sie liefen jetzt bereits seit Wochen, vielleicht bereits seit Monaten (er hatte aufgehört die Tage zu zählen) durch die niemals endende Schneelandschaft. Der Vorrat an Essen und Wasser war ihnen bereits seit langem ausgegangen. Ab und zu fanden, sie mal einen Pilz oder eine essbare Pflanze, die sie verzehren konnten. Diese kochten sie anschliessend über einem Feuer zu einem grässlichen Gericht. Trotzdem nagte an ihnen beiden bereits der Hunger, auch wenn Lucy es tapfer versuchte zu verbergen. Lucy hatte er es zu verdanken, dass er wenigstens jeden zweiten Tag ein bisschen zu futtern bekam. Sie beschäftigte sich seit längerem damit in ihrer Freizeit mehr über die Natur zu lernen. Allerdings, fand man hier nicht viel zum Essen, da alles unter einer dicken Schneeschicht begraben war. Gerade hatte Lucy ein paar Nüsse gefunden, die sie nun langsam assen. Dennoch fühlte sich Norwen keinesfalls satt. Im Gegenteil: Eigentlich merkte er nicht mal, dass er was gegessen hatte. Bloss der nussige Geschmack auf seiner Zunge und die Haselnussschalen im Schnee verrieten, dass er eben was gegessen hatte.

(Lucy)

Den ganzen Tag liefen sie und am Nachmittag fanden sie endlich das, nach dem sie die ganze Zeit gesucht hatten. In der Ferne sah man die Lichter einer Behausung.

„Was machen wir jetzt?“, wollte Norwen wissen. „Einbrechen kommt wohl eher nicht infrage, aber werden sie ein paar Fremden einfach mal so einen ganzen Vorrat an Essen und Wasser in die Hand drücken?“

Lucy zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, aber wir müssen es um jeden Preis versuchen. Das ist unsere einzige Chance.“

Norwen nickte und so marschierten sie gemeinsam auf das Haus zu.

(Norwen)

Als sie geklingelt hatten ging es nicht lange bis die Tür geöffnet würde davor stand eine Frau und um sie herum drängelten sich zwei Kinder zur Türe. „Haben wir Besuch, Mama?“, wollten sie wissen.

„Hallo“, begrüsste die Frau sie.

„Äh, hallo“, antworteten Norwen und Lucy im Chor. Sie wechselten einen Blick und dann sprach Norwen weiter: „Also wir sind auf der Durchreise und uns ist vor ein paar Tagen das Essen ausgegangen, also ehrlich gesagt sind es bereits Wochen oder sogar“, Lucy rammte ihm in die Seite. „Aua, also, ähm, wir wollten fragen, ob wir was zu Essen und zu trinken bekommen.“

„Oh, natürlich, kommt doch mal rein, ich habe gerade gekocht, wollt ihr mit Essen?“, fragte sie unerwartet. Lucy und Norwen wechselten abermals einen Blick und nickten dann dankend. Die Frau machte eine ausladende Handbewegung in Richtung Haus und sie traten ein. Die Einrichtung war sehr gemütlich und erinnerte Norwen irgendwie an Zuhause bei Molly und Paul. Schlagartig bekam er Heimweh.

(Lucy)

Als sie das Essen serviert bekamen, mussten sie sich zusammen reisen, um anständig zu essen, sie hatten unglaublichen Hunger. Doch als die Frau ihnen aufmunternd zunickte, hauten sie richtig rein. Dafür halfen sie danach auch beim putzen und Aufraümen bis spät in die Nacht. Als sie gehen wollten, wolllte die Frau wissen: „Wollt ihr nicht noch bei uns übernachten? Wir hatten schon lange keinen Besuch mehr und unsere Kinder fänden es schade, wenn ihr schon gehen würdet.“ Nowen sah Lucy an und sie bestätigte ihm mit einem Nicken, dass sie einverstanden war.

Als sie endlich in ihre Betten sanken, schlief Lucy sofort ein. Das Letzte, was sie dachte, war: Endlich wieder ein richtiges Bett.

(Norwen)

Als Norwen am nächsten Tag erwachte, war es bereits Mittag, seit langer Zeit fühlte er sich wieder mal richtig ausgeruht. Wie gut das tat! Als er aus dem Fenster sah, erblickte er Lucy, die dem Mann der freundlichen Frau gerade half Unkraut zu entfernen. Die Frau war am Schnee schaufeln. Er ging nun ebenfalls nach draussen um zu helfen. Doch als er draussen war bat ihn der Mann sofort nach drinnen, damit er was frühstücken konnte. Er war am vorherigen Tag weg gewesen, darum lernte er ihn erst heute kennen, aber er war ebenso freundlich wie seine Frau. Nach dem Essen ging er wieder nach draussen um zu helfen. Sie halfen den ganzen Tag bei der Arbeit, obwohl ihnen das Paar mehrmals deutlich machte, dass es nicht nötig war, aber sie wollten sich bedanken. Während dem Laufe des Tages erfuhr Norwen, dass die Frau Tiana und der Mann Karl hiess. Die Kinder hiessen Tom und Elina. Am Abend durften sie nochmals bei ihnen übernachten, am folgenden, Tag wollten sie allerdings aufbrechen.

(Lucy)

Als sie am nächsten Morgen am Frühstückstisch sassen, wollte Tiana wissen, wo sie denn hin wollten.

„Der nächste Halt wird Europa sein“, antwortete Lucy, worauf Karl sich wunderte: „Und wie wollt ihr denn übers Meer?“

Lucy bemerkte, dass sie sich darüber noch gar keine Gedanken gemacht hatten und erklärte ihm das dann auch. Tiana und Karl tauschten einen Blick. Dann machte Tiana ihnen ein Angebot: „Wenn ihr wollt, dürft ihr mit unserem Segelboot bis nach Frankreich fahren. Unter einer Bedingung: Ihr gebt dort das Boot einem Freund von uns ab. Ihn zu finden sollte nicht so schwer sein. Er wohnt gerade an der Küste und sein Haus ist sehr dünn, hoch und rot. Es gibt kein anderes Haus und falls doch, sein Name wäre Simon. Ich schreibe ihm eine Nachricht, die ihr ihm übergeben sollt. Falls ihr euch wundert, es ist eine Aufforderung, dass er mit dem Boot, dass ihr vor seinem Haus abstellt, habt, uns besuchen kommen soll.“

(Norwen)

Natürlich stimmten Norwen und Lucy zu und so kam es, dass sie bereits ein paar Stunden danach mit reichlich Proviant und Wasser auf offener See segelten.

Folgendes Kapitel erscheint nächste Woche am Sonntag