Kapitel 23 – Rakir’s Vergangenheit

(Lucy)

Mrs. Amay schien es so wichtig zu sein, Rakir zu sehen, dass sie dem ganzen Team freigab. Als Mrs. Amay die Freunde in der Pause zum Schlitten hetzte, sahen ihnen die anderen Schüler verwundert hinterher.

Myron sattelte Rudolf und schnappte sich dann die Zügel. Natürlich benötigten sie wieder einen von Malivis Teleportsteinen. Ansonsten würde die Reise viel zu lange dauern.

Als sie in der Zahnmausstadt ankamen, gingen sie wie schon beim letzten Mal auf dem schnellsten Weg zu Rakir.

„Was macht ihr denn schon wieder…“, begann Rakir als sie eintraten. Doch als Mrs Amay eintrat, verstummte er und deutete ihnen an, sich zu setzen. Rakirs Zimmer war ähnlich wie Mrs Amays ausgestattet, bemerkte Lucy als sie sich setzte. Es war zwar nicht so gross, jedoch hatte es die gleichen weinroten Samtsessel wie im Schulzimmer, die gleiche glasklare Luft und die immer blitzblank geputzten Fenster.

„Lange nicht gesehen Rakir“, meinte Mrs Amay und lächelte Rakir liebevoll an. Rakir blickte sie an. „Könnten wir vielleicht ausserhalb der Stadt weitersprechen? Es is ein wenig seltsam, wenn du so klein bist“, erklärte Rakir und Mrs Amay nickte.

(Norwen)

Als sie aussen ankamen, wollte Norwen wissen, woher Rakir und Mrs. Amay sich kannten. Mrs. Amay begann zu erzählen: „Früher, als ich noch ein Kind war, hielt ich Rakir als Haustier. Allerdings habe ich ihn Sternchen genannt, wegen dem weissen Punkt auf seiner Stirn.“ Die Freunde schmunzelten und Rakir wandte sich peinlich berührt ab.

(Mrs. Amay)

„Ich hab Rakir praktisch überallhin mitgenommen“, erzählte Mrs. Amay und musste bei der Erinnerung an die Zeit schmunzeln.

„Sternchen war mein Ein und Alles und sehr gut in der Schule. Als Kind habe ich in der Schule nicht sehr gut aufgepasst, später dann schon. Und so kam es, dass mein Mäuschen schliesslich fast der bessere Wahrsager war als ich. Erst mit zwölf fand ich heraus, dass mein Sternchen eine Zahnmaus war und sprechen konnte. Er hat mir dann immer beim Lernen für die Schule geholfen, jedoch hat er mir eingeschärft, dass ich ihn ja nicht mehr Sternchen nennen soll. Also habe ich mir dann einen anderen Namen überlegt, und zwar Rakir. Wir beide waren unzertrennliche Freunde.“

(Shadora)

Kurz stockte Mrs Amay und Shadora wartete bis sie weiter erzählte, denn es war sehr spannend.

„Bis zu dem Tag als der Clan des Grauens die Stadt der Wahrsager überfallen hat“, fuhr die Lehrerin fort. „Unter uns lebten auch Magier. Ich glaube Norden und Shadora sind Kinder von Magiern, die im Kampf ums Leben gekommen sind. Jedenfalls mussten wir fliehen. Im Getümmel konnte ich Rakir nicht mehr finden. Verzweifelt suchte ich weiter, während meine Familie floh und durch die Aufregung bemerkten sie nicht, dass ich fehlte. Ich hab mich dann versteckt. Als sich die Angreifer mit all unseren Schätzen verzogen, kam ich aus dem Versteck und suchte ihn, bis ich merkte, dass er nirgends mehr war. Zum Glück konnte ich die Kristallkugel unseres Anführers in Sicherheit bringen. Bis heute ist sie noch in meinem Besitz. Der Koffer, in den ich meine Sachen gepackt habe, konnte ich jedoch nicht mehr ausfindig machen.“

(Rakir)

Rakir drehte sich zu Mrs Amay und erzählte ihr, was ihm an diesem Tag zugestossen war: „Ich habe mich in deinem Koffer versteckt. Als der Koffer aufgehoben wurde, dachte ich du wärst es. Plötzlich habe ich dann gehört, wie jemand den Koffer fallen liess und das Kampfgeschrei vom Clan des Grauens ertönt war. Ich bin aus dem Koffer geklettert und habe deine Familie davon rennen sehen. Erst da wurde mir bewusst, dass du nicht dabei warst. Sie haben all die Last, welche sie langsamer machte, fallen lassen, um zu entkommen. Leider weiss ich nicht, ob es ihnen gelungen ist. Aber die Schwarzmagier sind nicht zurückgekommen, um die Koffer zu holen.

Ich hab mir dann den Inhalt der Koffer zunutze gemacht, um dich zu suchen. Ich habe dich gefunden. Leider wusste ich nicht, wo von mir aus dieser Ort lag und wie man dort hinkam. Jedenfalls habe ich mit magischer Hilfe ein Zuhause in der Wüste errichtet, in dem ich überleben konnte. Eines Tages kam eine Wandermaus an meiner Unterkunft vorbei, Sie fand mein Zuhause super und riet mir hier eine Stadt für alle Zahnmäuse der Welt zu errichten. Sie war schon vielen Zahnmäusen begegnet, aber keine von ihnen war richtig ausgebildet gewesen. Sie bot mir an zu helfen und so erschufen wir diese Stadt. Durch ein geheimes Tor geschützt, erstreckt sich ein ganzer Wald mitten in der Wüste, in dem es nur so von Zahnmäusen wimmelt.“

(Mrs. Amay)

Er hüpfte auf Mrs. Amays Schulter und schmiegte sein Köpfchen freundschaftlich an Mrs. Amays Hals, sodass es sie kitzelte und sie lachen musste.

„Und jetzt haben wir uns wieder gefunden“, endete Mrs. Amay die Erzählung.

„Ich weiss, wer die Wandermaus ist!“, rief Malivi so laut aus, dass ihr piepsiges Stimmen Mrs. Amay in den Ohren schon fast weh tat. „Bestimmt Mrs. Moara, sie hat Abenteuerkunde unterrichtet. Sie war meine absolute Lieblingslehrerin. Sie war immer so lieb zu mir.“

Rakir nickte: „Mrs. Moara ist neben Loelia meine beste Freundin.“ Mrs. Amay lächelte sanft und streichelte Rakir.

(Mailvi)

„Oh übrigens ich habe euch noch die Kapftrups zusammengestellt. Sie sind meine besten Kämpfer allesamt von mir ausgebildet. Ich dachte mir, dass Malivi die Zahnmausarmee anführen könnte. Mit ihren Talenten“, erklärte Rakir.

Malivi sah auf. Hatte Rakir das gerade wircklich gesagt? Hatte er eben wircklich gesagt, dass sie die Zahnmäuse anführen soll. Ihre Augen begannen zu glänzen.

„Bist du einverstanden Malivi?“, wollte Mrs. Amay wissen und Malivi nickte sofort. „Es wäre mir eine Ehre meines Gleichen im Kampf gegen den Clan des Grauens anzuführen!“, erklärte sich Malivi überglücklich bereit.

„Dann will ich dir nun deine Armee vorstellen, bitte folgt mir“, bat Rakir und lief wieder in die Zahnmausstadt.

(Silver)

Nachdem sie eingetreten waren, nahm Rakir ein Horn, welches auf einem Stein stand und blies hinein.

Silver hätte nicht damit gerechnet, dass so ein kleines Ding so laut sein konnte, deshalb, hatte sie sich die Ohren zugehalten und nun erschrak sie sich fast zu Tode, als das Laute dröhnen ertönte und eine Horde Zahnmäuse angerannt kamen. Es waren sehr viele und allesamt sahen ziemlich muskulös aus.

(Malivi)

Die Kämpfer waren alle ein paar Jahre älter als Malivi, jedoch schienen sie Malivi alle als Anführerin zu akzeptieren, anders als ihre ehemaligen Mitschüler, von ihren Häusern neidisch auf sie hinab sahen. Jedoch versuchte Malivi die stechenden Blicke in ihrem Rücken zu ignorieren.

„Das ist euere Anführerin. Sie ist eine ganz besondere Maus, die von Grosslingen ausgebildet werden kann. Ich bin mir sicher, dass sie eine grossartige Anführerin sein wird. Mit ihr an unserer Spitze ist sicher, dass wir unsere grössten Feinde besiegen. Fast jeder von euch kennt sie und jeder hat meine Geschichte gehört, der Clan des Grauens. Aber jemanden ganz besondere muss ich euch auch noch vorstellen. Natürlich sind wir in diesem Krieg nicht die einzige Armee. Und es gibt eine Anführerin aller Armeen. Ihr Name ist Lucy. Man nennt sie auch die Auserwählte. Lucy trete bitte vor.

(Lucy)

Zögernd trat Lucy vor, es war ihr ein wenig unangenehm, wie alle Blicke der Kämpfer auf ihr ruhten. Sie versuchte wie eine gute Anführerin zu wirken und hoffte, dass es auch so rüberkam.

Silver trat neben Lucy und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Das ist Lucy. Ihre Taten werden in die Geschichtsbücher eingehen sie ist die tapferste und weißeste Anführerin die man sich denken kann“, erklärte Silver den Kriegern und strahlte. Nun trat auch Shadora neben Lucy.

„Lucy ist etwas ganz besonderes, das wusste ich bereits, als ich sie das erste Mal sah. Sie ist tapferer und klüger als jede andere Person, der ich jemals begegnet bin. Ausserdem ist sie unsere Freundin. Und nicht irgendeine. Jeder von uns mag Lucy aufs Tiefste und keiner ihrer Entscheidungen haben wir jemals bereut“, beteuerte Shadora Lucys Anführungskraft.

„Lucy ist Genial, und mit ihr an unserer Spitze werden wir garantiert siegen“, erklärte Norwen, der nun ebenfalls vorgetreten war mit solcher Bestimmtheit, dass man einfach nicht anders konnte, als ihm zu glauben.

Nun traten alle Freunde nacheinander vor und sagten sowas wie „Lucy macht den besten Weihnachtspunsch“ (Myron), „Lucy ist flink wie ein Hase, ausserdem kann sie fast so Hoch hüpfen wie ich“ (Snnopy), „Wenn Lucy rennt, ist sie viel leiser als ich“ (Rudolf) oder „Lucy ist meine Anführerin und somit ist sie auch euere“ (Malivi).

Am Ende begutachteten die Kämpfer Lucy erneut, diesmal sehr bewundernd. „Sie haben Glück, ein solch gutes Team zu haben. Sie werden dir bis zu deinem Ende treu ergeben sein. Das ist unverkennbar“, meinte einer und Lucy nickte zustimmend.

(Mrs. Amay)

Dann nach einer Weile mussten sie sich verabschieden. Rakir begleitete sie vor das Tor. Zum Abschied, streichelte Mrs. Amay ihn und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich bin so unglaublich stolz auf dich Sternchen. Ich komme dich bald wieder besuchen!“

Nächstes Kapitel erscheint: am Sonntag, 16. Mai. 2020