Kapitel 30 – Mitten unter uns

(Grey)

Sein Spion war eben eingetroffen. Angeblich planten die Magischen einen Krieg und irgendwie war es ihnen gelungen die übrigen Magier zusammenzutrommeln und aus ihnen eine Armee zusammenzustellen. Er war wütend und da mischte sich noch ein weiteres Gefühl dazu, ein Gefühl, dass er bisher nur selten gehabt hatte. Verzweiflung. Er wischte der die Luft, als konnte er das Gefühl so vertreiben. Er hasste es. Es war stickend heiss in dieser Bruchbude. Wütend riss er den Vorhang zu. Dunkelheit kehrte zurück und plötzlich war seine Sicht klar. Es gab nur einen Ausweg. Sie mussten zuerst angreifen und das mit einem Ablenkungsmanöver für den Anfang. Sofort liess er den Spion kommen. Der einzige und beste seiner Art und zugleich auch der einzige, der freiwillig zu ihm gewechselt hatte. Nach kurzer Zeit kam der Spion.

„Wie kann ich dienen?“, wollte der Spion wissen. „Wir werden angreifen und du bist die Ablenkung. Verbreite Unruhe im Clan der Magischen.“ Ein Lächeln schlich sich auf das vom Umhang bedeckte Gesicht.

(Lucy)

Es war der Tag vor Angriff. Lucy schlenderte die Strasse der Stadt entlang. Es war ein früher Sommermorgen. Die Meisten lagen noch in ihren Betten. Normalerweise war das nicht so, aber seit den Kriegsvorbereitungen, hatten sie keine Schule mehr gehabt. Die meisten nutzten das zum Ausschlafen und die, die zur Armee gehörten übten bis spät in die Nacht, sodass sie am nächsten Tag den Schlaf ausgleichen mussten. Lucy hingegen ging immer etwas früher ins Bett damit sie am nächsten Morgen in aller Ruhe einen Spaziergang machen und trainieren konnte. Danach war sie immer Fit und bereit für den Tag. Sie kannte Frau Weihnachten und den Weihnachtsmann nun ziemlich gut. Sie hatten viel geredet. Die Beiden waren ihre Grosseltern und sehr nett.

Da kam Myron daher. Er wirkte sehr Wach, dabei hatte er ihr doch gesagt, dass er Ausschlafen wollte. Ausserdem war Myron am Morgen nie wirklich wach. Myron war der grösste Morgenmuffel, nach Paul natürlich. Sie hatte sich mal gefragt, ob es wohl allen Elfen so erging, doch den Gedanken hatte sie abgetan, als sie an Molly gedacht hatte. Die war immer schon sehr früh wach und backte.

„Boah, dein Vater hat ja einen echt grossen Kopf. Und deine Mutter ist unglaublich laut. Da hast du es aber nicht gerade gut erwischt“, sagte er und kurz war sie stutzig. Aber nur kurz. Dann dachte sie: Ernstahaft: Boah. Das passte doch so gar nicht zu Myron. Das sticheln eher schon, aber das kam meistens nur bei Silver vor. Und dann attackierte er sie und nicht ihre Eltern.

Wut schoss in ihr hoch. Was erlaubte der sich nur. „Hau ab!“, zischte sie und warf ihm einen vernichtenden blick zu. Er grinste sie frech an und haute tatsächlich ab.

(Myron)

Er war gerade durch ein Geschrei erwacht. Er lauschte. Das war Lucy. Wer beschimpfte sie wohl? Und weshalb war sie so wütend? Er gähnte und streckte sich. Dann ging er die Treppe hinunter vor die Tür um Lucy zu fragen was los war.

„Hi, Lucy was ist denn los, dass du so schreist?“, wollte er wissen, doch da drehte sich Lucy zu ihm um und ihm wurde bewusst, dass er was falsch gemacht hatte. Er wusste nur nicht was. Aber sie schrie ihn wutentbrannt an: „Ich weiss nicht wie du so schnell hierherkommen konntest, aber ich sage dir eins, wenn du das noch einmal tust hast du ein grösseres Problem!“, schrie sie.

„Hey, wovon redest du?“, fragte er doch sie drehte ihm den Rücken zu und sagte: „Das weisst du genau!“ Dann stampfte sie davon.

(Shado)

„Ich habs doch gesagt: Ich habe deine Blumen nicht zerstampft!“, verteidigte sich Rudolf verzweifelt. „Ach und wieso habe ich dich den eben gerade dabei erwischt?“, höhnte Silver und warf dem verwirrten Rudolf vernichtende Blicke zu.

„Ach mir reicht’s mit dir! Am Ende hast du dir das ganze nur ausgedacht, damit du jemanden zum Ausschimpfen hast“, schnaubte Rudolf und trabte davon.

Nachdenklich blieb Shado sitzen während Silver davonlief. Sie hatte heute schon mehrere solche Situationen beobachtet. Als Erstes hatte Norwen Malivi vorgeworfen, das sie mit ihren Krallen seine Bücher zerfetzt hätte, doch Malivi hatte so gewirkt, als wüsste sie davon nichts. Dann noch in Mollys Bäckerei und kurz danach auf der Strasse bei ein paar Kindern. Seltsam fand sie.

Sie wollte zu Snoopy um herauszufinden, ob bei ihm noch alles in Ordnung war. Er wohnte hier ganz in der Nähe.

Als sie ankam, stand Snoopy bereits missmutig dreinblickend vor seinem Bau. Als er sie sah, hüpfte er zu ihr und begann sie zu beschimpfen: „Was fällt dir eigentlich ein meinen Karottenvorrat zu plündern und mich auch noch so anzugrinsen. Wenn ich dich wäre, würde ich jetzt ganz brav alles zurück geben und dann erwarte ich eine Erklärung und ansonsten gehe ich mit einer Beschwerde zu Frau Weihnachten und die erteilt dir lebenslanges Nachsitzen jeden Nachmittag und ich sag dir-„

„Wo bin ich vorhin hingelaufen?“, unterbrach sie seine Schimpftirade. Überrumpelt hob Snoopy den Kopf und deutete mit den Ohren in eine Richtung. Sofort rannte Shado los und entdeckte sehr schnell, was sie suchte.

(Norwen)

Als er nach Hause kam, lag da ein Zettel. Er war mit Lucys Namen beschriftet. Daneben stand sehr wichtig, dringend. Wenn es dringend war würde es wahrscheinlich zu spät sein wenn Lucy kam. Diese hatte er eben getroffen. Sie hatte in die Trainingsarena gehen wollen und dort blieb sie oftmals den ganzen Tag. Darum öffnete er den Brif selbst und erkannte Shados Schrift wieder:

Lucy ich weiss glaub was ihr Ziel ist. Kann es nicht verhindern. Hol Hilfe. Aber du musst den einen Täter aller Gemeinheiten finden. Der Täter ist alle aber doch keinen.

Mehr stand nicht. Aber Norwen hatte eine Idee, was der Brief bedeuten konnte. Shado hatte die Worte einen und aller sehr dick geschrieben, was seine Vermutung noch verstärkte und schon rannte er los.

Auf der Strasse sah er bereits, wonach er suchte. Ein Kind, dass einen Mann ziemlich derb provozierte. Dann rannte es weg und Norwen hinterher.

(Amilia)

Alles lief nach Plan und die Leute der Stadt gingen sich langsam alle gegenseitig auf die Palme. Perfekt! Und nun war noch genug Zeit ihren eigenen Plan ebenfalls noch durchzuführen. Amelia wusste genau, dass er ihr gefolgt war. Sehr schlau, aber kein guter Schleicher. Er hatte sie durchschaut, aber er wusste nicht, dass sie noch was mit ihm vorhatte.

„Hallo, komm doch du musst dich nicht verstecken“, sagte sie ihm den Rücken zugewandt verharrend. Norwen trat aus dem Schatten und sie drehte sich um. Seine Augen funkelten wütend.

„Ich bin Amilia. Norwen ich wollte dich schon immer mal sprechen, aber Grey hat es mir verboten. Wahrscheinlich wusste er, dass das mal passieren würde. Oder er hat es zumindest vermutet. Hast du gesehen was ich kann. Das kannst du auch. Wir sind so mächtig“, sagte sie. Er schwieg.

„Mächtig“, erleuterte sie. Schweigen.

„Der Clan des Grauens wird gewinnen, egal, wie du dich entscheidest. Aber ich sage dir, bei uns hättest du es besser. Zwar hast du Grey verraten, aber wenn du im Krieg deine Freundschaft mit den anderen ausnutzen würdest, dann hätte Grey sicher noch einen Platz für dich frei. Für mächtige Leute ist immer ein Platz frei. Immer. Wir sind uns so ähnlich, wir könnten an der Spitze der Armee stehen“, erklärte sie ihm und war sich bereits siegessicher. Wer konnte so viel Macht schon widerstehen? Ausserdem wurden seine Augen nun gross. Das war Antwort genug.

(Norwen)

Er sah Amilia mitgrossen Augen an.

Was dachte sie von ihm? Dass er für den Clan des Grauens seine Familie und seine Freunde verraten würde? Das war so absurd, dass er für einen Moment sprachlos war und sie nur ungläubig anstarren konnte.

„Gut dann wär das nun geklärt. Tut mir leid, dass ich dich nun alleine lassen muss, aber die Pflicht ruft. Sobald der Kampf beginnt, wartest du nach kurz und dann überraschst du deine Freunde mit einem Angriff. Danach haben wir so gut wie gewonnen. Deine Schwester und die anderen sind das grösste Problem“, meinte sie und machte Anstalten aufzustehen, doch dann platzte es aus ihm heraus: „Oho! Das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Ausserdem bin ich dir nicht im entferntesten ähnlich, bloss dass sich die gleich Kraft wie du habe. Du bist eine Verräterin der Magier. Eine Schande. Wir werden nie Freunde sein! Und eines kann ich dir sagen dein ach so guter Clan des Grauens wird verlieren.“

Erst schien sie verdutzt, doch dann schlich sich ein boshaftes Lächeln auf ihr Gesicht und draussen erklangen Schreie.

„Ach ist das so? Ich habe gedacht, du wärst mir auf die Schliche gekommen. Aber du hast überhaupt nicht in Erwähnung gezogen, dass das alles nur ein Ablenkungsmanöver war. Tja, der kleine zweite Plan ist mir offensichtlich misslungen, aber er hat genug viel Zeit beansprucht, dass du deine Freunde nicht rechtzeitig warnen konntest. Ihr alle seid dem Untergang geweiht!“, rief sie aus und liess ein verrücktes lachen erklingen.

Nächstes Kapitel erscheint demnächst